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Spätes Mutterglück

Immer mehr Frauen entscheiden sich erst spät dafür, ein Kind zu bekommen. Wie beeinflusst das Alter der Mutter die Schwangerschaft und die Geburt? Welche Auswirkungen könnte das auf mein Kind haben? Gerne beantworten wir Ihnen diese und weitere Fragen.

In Deutschland sind Frauen heute im Durchschnitt bei der Geburt ihres ersten Kindes etwa 30 Jahre alt. Jedes vierte Baby wird von einer Frau geboren, die älter als 35 Jahre ist. Und die Mütter von rund sechs Prozent der Neugeborenen sind 40 Jahre und älter. Ein Trend, der sich laut Experten auch aufgrund der modernen Reproduktionsmedizin weiter fortsetzen wird.

Gründe für das späte Mutterglück

Die Lebensentwürfe vieler Frauen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: Nur Mutter zu sein, reicht vielen Frauen für ein erfülltes Leben nicht mehr aus. Auch Bildung und Karriere spielen eine große Rolle. Dabei sind die Ausbildungszeiten junger Frauen – vor allem von Akademikerinnen – lang. Nach dem Abschluss der Ausbildung geht es dann erst einmal darum beruflich Fuß zu fassen, sich eine Existenz aufzubauen sowie finanziell abgesichert und unabhängig zu sein. Auch die Suche nach dem richtigen Partner wird in der heutigen Zeit als schwieriger bezeichnet. All diese Gründe tragen dazu bei, dass viele Frauen sich erst sehr spät dafür entscheiden, eine Familie zu gründen.

Welche Risiken bestehen bei Schwangerschaften älterer Mütter?

Rein biologisch gesehen nimmt die Chance, schwanger zu werden mit zunehmendem Alter der Frau ab. Sie ist zwischen 20 und 25 Jahren am höchsten: pro Zyklus liegt sie dann bei etwa 25 Prozent. Ab dem 30. Lebensjahr verringert sich die Chance auf eine Schwangerschaft in kleinen Schritten. Ist die Frau 37 Jahre alt, liegt sie bei knapp 13 Prozent pro Monatszyklus. Leider steigt auch durch die schlechtere genetische Qualität der Eizellen die Zahl der Fehlgeburten mit zunehmendem Alter leicht an. Außerdem haben Kinder älterer Mütter ein größeres Risiko für Chromosomenstörungen. Am bekanntesten ist das sogenannte Down Syndrom, bei dem jede Körperzelle das Chromosom 21 drei Mal statt wie üblich zwei Mal besitzt. Auch andere sehr viel seltenere Chromosomenanomalien nehmen mit dem mütterlichen Alter zu, wie die Trisomie 18 und 16. Insgesamt steigen die Schwangerschaftskomplikationen von zehn Prozent bei den 20 bis 29-Jährigen auf 19 Prozent bei den 35 bis 39-Jährigen. Das klingt deprimierend für Sie? Muss es aber überhaupt nicht, denn die allermeisten Schwangerschaften älterer Mütter verlaufen komplikationslos. Entscheidend sind auch eine gesunde Lebensführung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrer Frauenärztin. Nicht zu vergessen sind die Vorteile, die Schwangerschaften älterer Mütter haben.

Die Vorteile einer späten Mutterschaft

Frauen, die sich später für ein Kind entscheiden, haben körperliche und seelische Vorteile gegenüber jüngeren Frauen: Sie hören normalerweise mehr auf sich und die Bedürfnisse ihres Körpers. Sie leben insgesamt bewusster und gesünder, treiben mehr Sport, achten auf eine ausgewogene Ernährung und vermeiden Stress. Sehr häufig setzen sie sich intensiv mit der Schwangerschaft auseinander und entscheiden sich ganz bewusst für ein Kind. Durch ihre Lebenserfahrung gehen sie gelassener mit den schwangerschaftsbedingten Veränderungen ihres Körpers um und können die Schwangerschaft dadurch oft mehr genießen als jüngere Mütter. Sie wissen, was sie wollen und sind auch meist finanziell besser aufgestellt.

Warum gilt eine Frau ab 35 Jahren als Risikoschwangere?

Jede Frau ab 35 Jahren erhält automatisch den Vermerk Risikoschwangerschaft in ihrem Mutterpass. Das sollte Sie nicht beunruhigen, denn auch jede werdende Mutter von Mehrlingen oder eine Frau, die bereits ein Kind per Kaiserschnitt entbunden hat, ist eine Risikoschwangere. Mittlerweile gelten über 70 Prozent aller Schwangerschaften als Risikoschwangerschaften. Sie sind damit also keineswegs allein. Auch hier zählt: Unabhängig vom Alter sind auch der Gesundheitszustand und der Lebenswandel der Frau entscheidend für den Verlauf der Schwangerschaft. Alle Frauen werden von ihrem Frauenarzt über die Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik aufgeklärt. Mit diesen zusätzlichen vorgeburtlichen Untersuchungen kann mehr über den Gesundheitszustand Ihres ungeborenen Babys herausgefunden werden. Wir nehmen uns Zeit für Sie und erklären Ihnen, welche vorgeburtlichen Tests es gibt. Dann haben Sie die Wahl, welche Untersuchungen Sie durchführen möchten oder auch nicht. Diese Tests sind keine Pflicht, es entscheiden immer die werdenden Eltern, welche Untersuchungen zu ihrer individuellen Situation passen. Wir stehen Ihnen dabei beratend zur Seite.

Der Gesundheitszustand der Kinder nach der Geburt ist unabhängig vom Alter der Mutter

Trotz der erhöhten Risiken für ältere Mütter kommen die meisten Kinder gesund zur Welt. Statistisch gesehen leiden die Kinder älterer Mütter nicht häufiger unter Geburtsschäden als die Babys jüngerer Mütter. Die so genannten Apgar Werte, mit denen der Gesundheitszustand der Kinder direkt nach der Geburt bewertet wird, sind bei Kindern von jüngeren und älteren Müttern gleich.

Nehmen Sie regelmäßig alle Vorsorgeuntersuchungen wahr

Es ist nicht von der Hand zu weisen: Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit bei Frauen ab. Bei einer gesunden Lebensweise und mit Unterstützung der modernen Geburtshilfe spricht aber nichts gegen eine Schwangerschaft mit zunehmendem Alter. Machen Sie sich nicht zu große Sorgen wegen der Risiken: Wenn Sie regelmäßig alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, können die meisten Erkrankungen oder Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden. Wir leben in einem Zeitalter der modernen Geburtshilfe, in dem ernsthafte Komplikationen für Mutter und Kind erheblich reduziert werden. Gerne stehen wir Ihnen dabei zur Seite.