Sex scheint ein Attribut der Jungend zu sein und viele junge Menschen können sich Sex im Alter überhaupt nicht vorstellen. Frei nach dem Motto: Das macht man nicht mehr. Gesellschaftlich wird – wenn überhaupt – älteren Männern Sex mit einer jüngeren Partnerin zugestanden. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild: Der Wunsch nach Zärtlichkeit, Nähe und Sexualität ist in jedem Lebensalter vorhanden. Und er darf und sollte jederzeit entsprechend den eigenen Vorstellungen gelebt werden.
Was verändert sich mit zunehmendem Alter bei der Frau?
Bei Frauen steigt das sexuelle Interesse bis zum 35. Lebensjahr und bleibt dann lange auf einem gleich hohen Niveau. Laut Umfragen ist auch ein großer Teil der 60- bis 75-Jährigen sexuell aktiv. Erst danach nimmt das Interesse ab. Der Beginn der Wechseljahre ist für viele Frauen eine große Veränderung, die unterschiedliche Auswirkungen auf die Sexualität haben kann: Zum einen muss sie keine Angst mehr vor einer Schwangerschaft haben, was befreiteren und entspannteren Sex bedeuten kann. Sie ist reifer an Erfahrung und kann sich so mehr ausleben. Auf der anderen Seite führen klassische Beschwerden der Wechseljahre wie Hitzewellen bzw. Schweißausbrüche zu Unsicherheiten und manche Frauen ziehen sich deshalb zurück. Der Mangel des Hormons Östrogen führt in dieser Phase häufig zu einer Veränderung der Scheide. Die Vaginalschleimhaut wird dünner und empfindlicher und ist anfälliger für Infektionen. Die Erregung läuft langsamer ab und die Sekretionsfähgkeit lässt nach. Es dauert einfach länger bis die Scheide feucht wird. Die Folge sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Abhilfe können hormonhaltige Cremes, Zäpfchen oder Gleitgele schaffen. Lesen Sie mehr Thema Wechseljahre in unserem Artikel „Beschwerdefrei durch die Wechseljahre“.
Wie verändert sich Sex im Alter beim Mann?
Auch bei vielen Männern verändern sich mit zunehmendem Alter die körperlichen Reaktionen. Potenzprobleme sind möglich: Es kann länger bis zu einer ausreichenden Erektion dauern oder sie bleibt ganz aus. Häufig sind dafür Veränderungen in den Blutgefäßen verantwortlich. Diese zu behandeln hilft nicht nur dem Liebesleben, sondern kann auch das Risiko für einen Herzinfarkt senken. Ein Gespräch mit dem Arzt – dem Hausarzt oder einem Urologen – ist sinnvoll. Auch körperliche Erkrankungen wie z. B. Diabetes, Rheuma oder chronische Schmerzen, die naturgemäß mit dem Alter zunehmen, können den Sex sowohl bei Männern als auch bei Frauen beeinträchtigen. Nach Operationen im Bauch oder Unterleib entstehen Verwachsungen, die Schmerzen beim Sex verursachen können. Manchmal lassen auch notwendige Medikamente die Lust weniger werden. Auch dann ist eine Rücksprache mit dem Arzt und ggf. eine Umstellung auf ein nebenwirkungsärmeres Präparat sinnvoll.
Die Lust beginnt im Kopf
Die Scham sich dem Partner mit seinem alten Körper, all seinen Gebrechlichkeiten und Falten zu zeigen, kann das sexuelle Verlangen blockieren, obwohl der Wunsch nach wie vor bis ins hohe Alter bleibt. Die Lust beginnt bekanntlich im Kopf, und der größte Teil der älteren Menschen ist durchaus in der Lage rein körperlich ein intensives befriedigendes Sexualleben zu haben, wären da nicht die negativen anerzogenen Normen. Aber: Sexualität und das Verlangen nach Nähe, Zärtlichkeit und Befriedigung erlischt nicht nach den Wechseljahren. Sie bleiben wichtig für eine Partnerschaft und für das Selbstwertgefühl. Auch die Fähigkeit zum Orgasmus verändert sich nicht. Die Herausforderung ist es im Kopf umzuschalten und den eigenen Körper so anzunehmen wie er ist und das Begehren und Begehrt werden zuzulassen.
Tipps für entspannteren Sex im Alter
Lassen Sie sich Zeit: Da die Erregung langsamer verläuft, ist für beide Partner das Vorspiel umso wichtiger. Überraschen Sie sich gegenseitig, probieren Sie z. B. ungewöhnliche Orte aus und sprechen Sie offen über Ihre Fantasien. Überlassen Sie den Leistungsdruck und die Angst zu versagen den Jüngeren, gehen sie entspannt mit sich und Ihrem Partner um. Gehen Sie achtsam miteinander um und aufeinander zu. Hilfsmittel wie Gleitgele oder Vibratoren können körperliche Veränderungen ausgleichen. Auch ohne trockene Scheide erhöhen Gleitgele das Lustgefühl bei Mann und Frau. Achten Sie dabei auf die Inhaltsstoffe: Alkohol sollte nicht darunter sein, da er die Scheidenflora angreift. Scheuen Sie sich nicht, probieren Sie es einfach aus. Außerdem sollte erfüllter Sex nicht nur von Ihrem Partner abhängen. Ein Vibrator kann ein interessantes Spielzeug sein, das Ihnen Lust bereitet und Ihnen hilft, sich noch besser kennen zu lernen. Davon profitiert vielleicht auch Ihre Beziehung. Stellungen, die früher viel Spaß gemacht haben, werden inzwischen vielleicht als schmerzhaft empfunden, weil die Gelenke weniger beweglich sind oder das Schmerzempfinden zugenommen hat. Entspannter sind Positionen, bei denen die Beine nicht so gespreizt werden. Besonders geeignet sind z. B. die Löffel- oder die Seitenstellung. Es darf bequem sein, eine zusätzliche Kissenpolsterung unter dem Po hilft. Kommunikationsprobleme können in jeder Lebensphase zwischen den Partnern stehen. Über Sexualität zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer. Hier kann eine Paar- oder Sexualtherapie hilfreich sein. Nutzen Sie Beratungsangebote z. B. bei Ärzten, Paartherapeuten oder Einrichtungen wie pro familia.
Sie interessieren sich für das Thema Sex im Alter? Wir haben einen interessanten Artikel bei der Süddeutschen Zeitung dazu gefunden. Sprechen Sie uns auch gerne an, wenn wir Ihnen helfen können.